Das Helmtauchen

Die Helmtaucherei ist die wohl älteste und auch sicherste Form des Tauchens mit technischen Hilfsmitteln. In die ersten Helme wurde ganz einfach mit Hilfe eines Schlauches Luft von der Oberfläche in den kupfernen Helm gedrückt. Dabei war der Helm in der Regel unten offen und die überschüssige Luft entwich einfach nach unten ins Freie. Dabei hatte der Taucher, nach heutigen Gesichtspunkten, nur einen unzureichenden Kälteschutz, da es noch keine Dichtungen aus Kunststoff oder Gummi gab. Im 19.Jahrhundert wurde dann die Vulkanisation entdeckt und es wurde möglich wasserdichte Helmtaucheranzüge zu konstruieren.

Dabei wird dann der Anzug am Hals und an den Handgelenken mit Gummimanschetten gedichtet. DRÄGER hatte eine Konstruktion die bis etwa 1970 hergestellt wurde, dabei war die Halsdichtung so ausgelegt, dass sie zwischen Brustschild und Oberteil des Helmes gefädelt und mit Hilfe von 3 Bolzen fixiert wird. Wenn die beiden Hälften dann zusammengeschraubt werden, ist die ganze Angelegenheit dicht.

 

Dabei gab es dann einen klassischen Standard-Helm, der von oben mit Luft versorgt wurde. Schon seit Anfang des 20.Jahrhunderts hat DRÄGER einen Taucherhelm konstruiert, bei dem die Atemluft in einem Kreislaufgerät wieder aufbereitet wird das DRÄGER DM20 bzw. DRÄGER DM40

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat DRÄGER dann einen neuen Helm gebaut, den DM220/2, der in weiten Teilen genauso funktionierte wie die früheren Kupferhelme, aber andererseits eine ganz neue Konstruktion ist

 

Ich bin stolz darauf, alle 3 Helmvarianten in tauchfertigem Zustand zu besitzen!

Dräger Standard Helm

DRÄGER DM 40 Kreislaufgerät

Dräger DM220/2

Anziehen der Ausrüstung

Luftversorgung für den Kupferhelm

Luftversorgung für den DM220/2

Videos

Fotos  vom Kupferhelm

Fotos vom DM220/2

Der Dräger Standard Kupferhelm

 

 

Das wichtigste Teil ist natürlich der Helm selbst. Auf der rechten Seite ist der Lufteinlass-Stutzen zu sehen, an den der Schlauch angeschlossen wird. Daneben ist der Luftauslass zu sehen. Wenn über den Schlauch Luft zugeführt wird, muss diese natürlich auch wieder entweichen. Dazu kann der Taucher mit dem Kopf ein Auslassventil betätigen. Wenn der Taucher zuviel Luft ablässt - geht die Luft aus der oberen Hälfte des Ventilquerschnittes raus.... und unten kommt Wasser rein!

Das Brustgewicht dient zum Einen dazu den Auftrieb von Helm und Anzug auszugleichen, zum Anderen hat der Taucher die Möglichkeit mit der enthaltenen Pressluft Auftrieb herzustellen, falls er im Notfall den Schlauch abschneiden muss. Das Brustgewicht links hat 2 x 1,0 Ltr., da es mit dem Helmtaucherkreislaufgerät DM40 eingesetzt wird. Die Brustgewichte für den Standard Luft-Taucherhelm haben 2 x 0.6 Ltr.Flaschen. Beim Schlauchtauchgerät wird der Schlauch durch die Aufhängung gefädelt, damit der Taucher ihn immer in Reichweite hat. Das Gewicht beträgt etwa 17 bzw. 20Kg.

Die gusseisernen Helmtaucherschuhe (Blei wäre viel zu weich!) wiegen pro Stück etwa 7-8 Kg. Die Dräger Schuhe sind leichter als die Schuhe von anderen Herstellern, weil Dräger statt des höheren Gewichts der Schuhe ein zusätzliches Sitzgewicht konstruiert hat. Das Gewicht wird auf den Schrittgurt gefädelt, was den Vorteil hat, dass der Taucher bei längeren Arbeiten eine stabile Sitzgelegenheit wie einen Melkschemel mit sich führt, die ihn gut am Boden fixiert!

Die Rückengewichte haben die Aufgabe den Auftrieb von Helm und Anzug auszugleichen. Das Gewicht liegt bei etwa 19 Kg. Wichtig ist beim Anziehen, dass Brust und Rückengewicht gleichzeitig von 2 Mann eingehängt werden, weil sonst der Helm hochschlägt und den Taucher verletzen kann. Brust- und Rückengewicht werden durch einen Schrittgurt verbunden, der stramm gezogen werden muss, weil anderenfalls unter Wasser der Helm auftreibt und "über" dem Kopf des Taucher steht...

Spannend ist das Anziehen des Anzuges. Es gibt keinen Reißverschluss, das heißt, der Taucher muss durch den Gummikragen gezwängt werden. Dazu zieht er den Anzug bis zu den Knien an und stellt sich hin. Dann packen 4 kräftige Männer mit den Händen in den Kragen, stützen sich gegenseitig an den Ellebogen ab und dehnen den Kragen auf. Dabei wird dann in einem Zug der Anzug von den Knien bis über die Schultern des Tauchers hoch gezogen. Bei der Prozedur erkennt man schnell, wer das schon einmal gemacht hat, Wenn es Neulinge versuchen, kann es passieren, dass der ganze Taucher hochgehoben wird!

Das Helmtauchermesser dient natürlich nicht als Waffe, sondern als Werkzeug zum Sägen, Brechen und Hebeln. Darum ist die Ausführung auch äußerst massiv. Da es hierbei nicht auf Geschwindigkeit ankommt, ist das Messer im Gehäuse gut verschraubt. Allerdings muss die Messerscheide vorher mit Wasser gefüllt werden, weil es sonst unter Druck nicht möglich ist es auf zu schrauben. Rechts im Bild ist ein Manschettenweiter, der beim Anziehen benutzt wird um die Ärmelmanschetten zu dehnen. Allerdings nehmen wir lieber Seife.

Das Dräger DM40 Helmtauch-Kreislaufgerät

 

Die Konstruktion stammt aus dem Jahr 1915 und ist, abgesehen von einigen Details, bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hergestellt worden. Der Taucher führt 2 gleichgroße (2,8 Ltr.) Luft- und Sauerstoff-Flaschen mit sich. Aus beiden Flaschen strömt das Gas in einen gemeinsamen Druckminderer und von dort durch eine Venturi-Düse in den rechten Zuluft-Schlauch und versorgt den Helm mit Frischgas. An der Venturi-Düse entsteht ein Unterdruck, dadurch wird das Atemgas über den linken Abluft-Schlauch aus dem Helm in die Kalkpatrone gedrückt, wo das entstandene Co2 chemisch gebunden wird. Voraussetzung für die korrekte Funktion ist, das beide Flaschen gleich groß sind und dass sie beide den gleichen Anfangsdruck haben.

Natürlich muss der Helm dann andere Anschluss-Stutzen haben, damit alle Schläuche an den Helm geschraubt werden können. Insgesamt hat der Dräger DM40 Helm 4 Anschlüsse, 2 für die beiden Anschlüsse des Kreislaufgerätes, zusätzlich gibt es einen Anschluss-Stutzen für einen Luftschlauch, um den Helm auch oberflächenversorgt benutzen zu können und natürlich den Anschluss für das Helmtaucher-Telefon.

 

Es gibt beim Rückengerät , eine Ausführung mit einem Kanister für losen Kalk und eine Variante für fertige Kalkpatronen. Meine ist natürlich die für Kalkpatronen und ebenso natürlich sind die nicht mehr zu bekommen. Also musste ich mir eine solche  Kalkpatrone selbst bauen. Dazu habe ich normales HT-Rohr genommen und ein paar Siebe eingesetzt. Sicherheitshalber habe ich die Konstruktion daheim im Wohnzimmer eine Stunde lang ausprobiert, natürlich hatte ich einen Sauerstoff-Sensor im Helm! Danach hatte ich auch genug Vertrauen, um es im Wasser zu versuchen. Ich schätze die Standzeit meiner Selbstbau Kalkpatrone auf mindestens 1 Stunde 30 Minuten - eher länger! Das Pressluft-Brustgewicht hat bei den Kreislaufgeräten eine besondere Bedeutung, da der Taucher von Zeit zu Zeit den Helm mit Luft aus dem Brustgewicht durchspülen muss, daher ist das Brustgewicht für den DM40 Taucher auch etwas größer!

Dräger DM220/2

 

Das DM220/2 wurde in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hergestellt. Es ist eine Mischung alter Technik und neuer Konstruktion. Der Anzug wird über 12 Bolzen mit dem Schulterstück verbunden. Dabei wird der Anzug von 4 Segmenten an das Schulterstück gepresst und dort verschraubt. Es hat den Vorteil, dass der Anzug viel leichter anzuziehen ist, als die alten 3-Bolzenanzüge. Wenn allerdings beim Verschrauben der Segmente nicht pingelig auf den korrekten Sitz geachtet wird, wird es sehr! nass!

Der eigentliche Helm besteht aus Polycarbonat und wer denkt, er müsste leichter sein, als der alte Kupferhelm, der irrt sehr! Der Helm wird mit einer 1/8Drehung mittels Gewinde auf dem Schulterstück befestigt und durch einen federbelasteten Clip gesichert. Wie beim früheren Modell strömt permanent Luft in den Helm, diese muss durch das Helmventil mit den Kopf abgelassen werden. Beim Aufsetzen des Helmes muss der Taucher seine Schultern sehr hoch heben und den Kopf einziehen, sonst kollidieren das Schulterstück oder der Helm schmerzhaft mit der Nase oder den Zähnen! Das Innenvolumen ist aus Sicherheitsgründen extrem gering und man kann den Kopf im Helm kaum bewegen.

Die Atemluft strömt mit 18 Bar aus dem Luftschlauch (ich habe 2 Längen zu 40 Meter) in den Steuerautomaten und der Taucher stellt die gewünschte Lieferleistung selbst ein. Das Geräusch der einströmenden Luft ist gegenüber dem alten Kupferhelm erheblich leiser! Die Lieferleistung bleibt in jeder Tiefe so, wie sie der Taucher eingestellt hat - zwischen 30 und 800 Liter/min. Über dem Automaten wird ein Brustgewicht eingehängt.

Im Rückengerät sind neben einer 10-Kilo Eisenplatte 2 x 2-Ltr. Flaschen mit einem ebenfalls auf 19 Bar eingestellten Druckminderer untergebracht. Auf der linken Seite trägt der Taucher einen Absperrhahn am Gürtel, der den Luftfluss der geöffneten Reserveflasche unterbricht, welcher dann bei Bedarf vom Taucher selbst geöffnet werden kann, so dass die Reserveluft direkt aus dem Druckminderer in den Helm strömt

Die ganze Ausrüstung besteht aus viel mehr Einzelteilen als die alte 3 Bolzen Technik, es gibt wesentlich mehr Möglichkeiten etwas falsch zu machen oder zu vergessen. Das Anziehen selbst ist trotz des bequemeren Anzuges sehr aufwändig und dauert auch länger. Angenehm ist die Stille im Helm, das Geräusch der einströmenden Luft ist minimal, was natürlich die Verständlichkeit des Taucher-Telefons erheblich verbessert. Da das Innenvolumen aus Sicherheitsgründen so knapp wie möglich gehalten wurde, hat der Taucher im Helm so gut wie keine Bewegungsfreiheit.

 

Anziehen des Anzuges

Damals gab es noch keine wasserdichten Reißverschlüsse, also muss der Taucher durch die Halsdichtung des Taucheranzuges durchsteigen.. Diese Halsdichtung hat einen Durchmesser von so etwa 35 cm durch die der Taucher durch muss. Also müssen 4 kräftige Helfer in die Halsmanschetten fassen, die Ellenbogen fest gegen einander stützen und dann in einem Zuge die Manschetten aufweiten und sie dem Taucher von den Knien über die Schultern ziehen. Stilecht gehört darunter natürlich das schmucke weiße Dräger Wollzeug.

Luftversorgung für den Kupferhelm

 

Im Sommer 2012 bekam ich von einer Feuerwehr hier in der Nähe einen Anruf, dass man beim Aufräumen eine komplette Helmtaucherausrüstung mit allem Zubehör gefunden habe. Die Ausrüstung ist offenbar 1958 produziert worden, zumindest sagen das die Stempel in der Kiste und im Ärmel des Helmtaucheranzuges fand sich eine Zeitungsseite, die dort zum Trocknen reingesteckt worden war. Auf der Seite wurde von einem Fußballländerspiel 1962 berichtet - das wird dann wohl das Datum der letzten Benutzung sein, danach wurde die Ausrüstung eingelagert und dann irgendwann vergessen!

Zu dem Ausrüstungspaket gehörte unter anderem auch eine originale, fast unbenutzte Dräger Hebelpumpe für die Luftversorgung, die ich mit relativ geringem Aufwand wieder gängig machen konnte. Heute funktioniert sie wie am ersten Tag! Bemerkenswert ist, dass hier der Kolben fest am Boden der gusseisernen Platte verschraubt ist und durch die Pumpbewegung der Zylinder auf und ab bewegt wird. Da die komprimierte Luft den Kolben beträchtlich erwärmt, wird oben  im Zylinder Kühlwasser eingefüllt, welches dann nach Bedarf gewechselt wird. Da die Dichtung über Ledermanschetten erfolgt und diese ja geschmeidig gehalten werden müssen, wird eine kleine Menge Wasser durch einen verschließbaren Einlass in den Kompressionsraum gefüllt, wo sie die Ledermanschetten befeuchtet. Im Kolben sind jeweils ein Saug- und ein Druckventil vorhanden, die ganz ohne Federn auskommen! Die Ventile schließen einfach durch ihr Eigengewicht. Eine unglaublich einfache Konstruktion, die mit einem Minimum an bewegten Teilen auskommt, Fehlfunktionen so gut wie ausgeschlossen!

In der Taucher Luftversorgungsanlage links im Bild sind 2 Druckminderer eingebaut, die 2 unabhängig von einander agierende Taucher versorgen, zusätzlich sind Eingänge für eine Hebelpumpe und natürlich einen Atemluft - Vorratsspeicher vorhanden. Wir benutzen allerdings die modernere Version, die auf einer 200bar Pufferflasche (das graue Doppelgerät) angeflanscht wird. Die Pufferflasche ist durch einen HD-Schlauch mit der eigentlichen Versorgung verbunden, die wir fast ganz leer machen können, dann wird das Ventil geschlossen, die Versorgung auf den Puffer umgestellt und wenn eine neue Flasche angeschlagen ist, wird wieder umgestellt. Dadurch erreichen wir fast unbegrenzte Tauchzeiten, ohne dass wir uns mit zentnerschweren Vorratsflaschen abplagen müssen. Der Schlauch selbst besteht aus mehreren Lagen Gummi und Textil, die mit einer Drahtspirale verstärkt sind. Aber das wichtigste ist natürlich der "Tender" der auch bei "gröberem Wetter" seinen Taucher betreut...

 

 

Luftversorgung für den Dräger DM220/2

Die Pressluft wird von einem speziellen, 2-stufigen Druckminderer (Dräger LaborII) auf 18 bar heruntergeregelt und strömt mit diesem Druck durch den (üblicherweise 40 mtr. langen) Schlauch in das Steuergerät, das der Taucher auf dem Schulterstück vor sich auf der Brust trägt. Dort kann er die Lieferleistung von minimal 30 Ltr./min. bis maximal 200 Ltr./min. nach Bedarf einstellen. Dabei wird das Liefervolumen automatisch der sich ändernden Wassertiefe angepasst. Früher endete der so genannte "Taucherabsturz" häufig tödlich, da im Falle schneller Druckzunahme nicht genug Luft von der Oberfläche nachgeliefert werden konnte. Diese Gefahr wird durch diese Konstruktion in Verbindung mit dem geringen Volumen des Helmes so gut wie ausgeschlossen.

 

Fotos vom Tauchen mit dem Kupferhelm

Fotos vom Dräger DM 220/2